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LUCKNOW. 27. Route. 215

Lucknow oder Lakhnau (37m), ehemals Hauptstadt des König-
reichs
Oudh, jetzt zweite Residenz des Gouverneurs der Vereinigten
Provinzen (S. 71 und 212), mit 259790 Einwohnern (150000 Hindu;
100000 Mohammedaner; 7500 Christen, vorwiegend Europäer und
Eurasier), liegt am r. Ufer des 40-60m breiten schiffbaren Gumtî
und ist mit der linksuferigen Vorstadt durch drei eiserne und zwei
Eisenbahnbrücken verbunden. Mit den Vorstädten und den um-
fangreichen
Parkanlagen bedeckt die Stadt ein Gebiet von 80qkm
(d. h. fast ¼ mehr als Berlin). Den W. nimmt die Altstadt oder
City ein, deren dichtbewohnte schmutzige Winkel- und Sackgassen
erst in neuerer Zeit durch mehrere breite Straßendurchbrüche Licht
und Luft erhalten haben. Nach O. bis zum Gumtî dehnt sich die
Neustadt oder Civil Station aus, mit den öffentlichen Gebäuden,
den europäischen Bungalows und Gärten, den Gasthöfen und den
europäischen Geschäftshäusern. Im SO. des Bahnhofs liegt das
große Cantonment, wo zwei europ. Infanterie-Regimenter und ein
europ. Kavallerie-Regiment nebst Feldartillerie und an Eingebor-
nentruppen
ebenfalls zwei Infanterie-Regimenter und ein Kaval-
lerie-Regiment
garnisonieren. Lucknow ist einer der belieb-
testen
Wohnsitze der Europäer in Indien und eins der Zentren
modern indischer Art und Sitte, eine Pflegestätte für einheimisches
Theater, Musik und Literatur. Auch die eingeborene, namentlich
die mohammedanische Bevölkerung erfreut sich blühenden Wohl-
standes
. Die Hauptsaison fällt in den Januar und Februar. Die
großen Rennen die dann stattfinden, werden auch vom indischen
Feudaladel beschickt.

Die Dynastie der Nawâbs von Oudh ist aus einem Statthalter-
geschlecht
hervorgegangen, das sich beim Verfall des Großmogulreichs
selbständig machte. Begründer ist der Perser Saâdat Khân, dem die
Provinz 1732 übergeben wurde; sein Nachfolger war der S. 188 gen.
Safdar Jang (1739-53), der mit Oudh noch Rohilkhand vereinigte. Der
vierte Nawâb, Asaf-ud-daula (1775-97), verlegte die Residenz nach Luck-
now
, das bis dahin eine wenig bedeutende Ortschaft war. Er wie die
folgenden Herrscher, Saâdat Alî Khân (1797-1814) und Ghâzî-ud-dîn
Haidar
(1814-27), schmückten die neue Hauptstadt mit umfangreichen
Bauten, die eine eigentümliche, wenn auch in den Einzelheiten wenig
erfreuliche Entwicklung des indischen Baustils unter europäisch klassi-
zistischem
Einfluß bekunden. Der Anschluß an die Engländer während
der Mahrattenkriege brachte den Nawâbs 1819 den Königstitel ein, dem
sie freilich wenig Ehre machten. Die Unfähigkeit und maßlose Ver-
schwendungssucht
der Könige Nâsir-ud-dîn-Haidar (1727-37), Mohammed
Alî Shâh
(1837-42), Amjad Alî Shâh (1842-47) stürzten das Land ins Elend.
Der letzte König, Wâjid Alî Shâh (1847-56), war ein entarteter Wüstling,
der meist in Weiberkleidung ging. Auch die Kunst sank tief. Rohheit
der Ausführung und Minderwertigkeit des Materials verderben die Wir-
kung
der prunkend großartigen Verhältnisse der Bauten. Die Besetzung
des Landes durch den brit. Generalgouverneur Lord Dalhousie 1856 machte
den Wirren ein Ende. Wâjid Alî Shâh starb 1887 in Calcutta. So segens-
reich
die Annexion für die Bevölkerung war, wurde sie doch, da ein
großer Teil des britischen Eingebornenheeres aus Oudh-Leuten bestand,
eine Hauptveranlassung zum

Militäraufstand 1857, in dem Lucknow neben Delhi (S. 179) die